Gedenken an einen faschistischen Mord in Friedrichshain

Am 21.11. jährte sich der Mord an Silvio Meier zum 14. Mal. Jedes Jahr geht man auf die traditionelle „Silvio Meier Demo“ an diesem Tag, aber kaum jemand, der dort demonstriert, hat Silvio noch gekannt. Wer war Silvio Meier, dessen Namen man jedes Jahr auf Plakaten liest? Ich habe mich mal durchgefragt und Leute gefunden, die Silvio kannten.

Silvio kam aus Quedlinburg, in der DDR, und hat schon zu DDR-Zeiten den Militärdienst in der NVA verweigert. Das war damals gar nicht so gewöhnlich, wie heute, man ging auch das Risiko ein, bestraft zu werden, aber Silvio war gegen Gewalt und Krieg und blieb da konsequent. Er war auch gegen die DDR, so wie sie damals war und engagierte sich in der Umweltbibliothek in Berlin-Prenzlauer Berg, in der Schliemanstraße. Ganz in der Nähe war auch die Zionskirche, wo die sogenannte „Kirche von Unten (KvU)“ sich traf. Diese hatte Silvio mitgegründet. Das war am evangelischen Kirchentag 1987 gewesen. Das klingt sehr komisch nach Kirche und Glauben, war aber damals ganz anders, denn die KvU bot gerade nichtkirchlichen Gruppen einen Unterschlupf, damit sie vor staatlichen Übergriffen geschützt waren.

1987 gab es in der Zionskirche auch den ersten Übergriff von Nazis auf Linke. Also auch in der DDR gab es schon Nazis und Silvio war mit deren Gewalt konfrontiert. Nach der Wende gründete er mit FreundInnen die „Fröhlichen Friedrichshainer Friedensfreunde“ und besetzte das Haus in der Schreinerstraße 47. Er arbeitete in einer Druckerei gegenüber, in der viele politische Plakate gedruckt wurden. Wie viele in der BesetzerInnenszene sah er damals eher punkig aus. Sehr viele Häuser wurden damals in Ostberlin besetzt, mehr als 150.

Außerdem war 1990 Fußballweltmeisterschaft und der ganze Nationalismus und Rassismus und deutsche Größenwahn kam an die Oberfläche. Fast täglich gab es Angriffe von Nazis auf besetzte Häuser und auf Linke und alle die so aussahen. In der Schreinerstraße und nebenan in der Rigaer- und Liebigstraße gab es sehr viele besetzte Häuser und auch Naziübergriffe waren an der Tagesordnung. Die Kiezantifa organisierte einen Selbstschutz, viele Häuser hatten Falltüren, die bei Gefahr schnell herabgelassen werden konnten und damals entstand die „Infokette“, eine Telefonliste, um GenossInnen schnell um Hilfe bitten zu können und über anderes (Demos etc. ) informieren zu können.

Später bekam der Täter 4 1/2 Jahre Gefängnisstrafe wegen Totschlags (nicht mal Mord, aber es war ein Mord!) und zwei andere bekamen nur Bewährungsstrafen.

Silvio war kurz vor seinem Tod Vater geworden. Sein Sohn wohnt auch hier im Kiez und für ihn ist die Gedenktafel, die im U-Bahnhof hängt, eine wichtige Erinnerung an seinen Vater, den er kaum kennenlernen durfte. Und der durch rechte Nazigewalt starb, obwohl er selbst gegen Gewalt und Krieg war und sich sein ganzes Leben dafür eingesetzt hat.

Link: http://silviomeier.tk